Aus welchem Grund sollte ein Dialekt geschrieben werden? Existiert er nicht von Natur aus als informelles GegenstĂŒck zur Standardsprache? Warum sollte ausgerechnet jetzt das Schreiben und Lesen von plautdietschen Texten anfangen, wenn unsere Vorfahren es nur sprachen, und schriftlich stets beim Hochdeutschen blieben?

Der deterministischen Überzeugung, dass das Plautdietsche entweder „natĂŒrlich“ – (d.h. ohne Schriftlichkeit) – erhalten bleibt, oder aus gutem Grund im Morast der Vergangenheit versinkt, stimmen wir nicht zu.

Um eine Sprache zu erhalten, ist es unerlĂ€sslich, sie zu verschriftlichen. Es ist selbstverstĂ€ndlich, dass dies auch fĂŒr ihre untergeordneten Ausdrucksformen gilt. Die Entwicklung einer eigenen Schrift und Rechtschreibung zur Dokumentation der phonetischen und grammatikalischen Eigenheiten ist unabdinglich, wenn man verhindern möchte, dass sie verloren geht.

Die Tatsache, dass Sprache einem stetigen Wandel unterliegt, ist dabei ein essentieller Punkt. NatĂŒrlich und grĂ¶ĂŸtenteils unaufhaltsam verĂ€ndert sich der Sprachgebrauch, selbst in grĂ¶ĂŸeren Gruppen mit einer formalisierten Sprache. Gerade deshalb sollte jeder, dem etwas daran liegt, darum besorgt sein, historische Grundlagen fĂŒr die kommenden Generationen zu bewahren.

Selbst wenn eine Mundart nicht mehr in dem Rahmen Verwendung findet, wie es einmal der Fall war, kann sie unter UmstÀnden einen Beitrag leisten, der nur möglich ist, wenn sie dann noch greifbar ist.

Über die persönliche Verbindung hinaus, die hochgerechnet etwa 500 000 Menschen weltweit an „unser Plattdeutsch“ bindet und dadurch zu einer besonderen konservatorischen Verantwortung verpflichtet, spielt jeder historische Dialekt eine, wenn auch kleine Rolle im Ökosystem der deutschen Sprache, die selbst eine von vielen Sprachen ist, ob modern oder historisch.

Hierbei gilt allgemein: Je mehr, desto besser. Eine Rekonstruktion ist ein schwieriges Unterfangen, in vielen FĂ€llen zu aufwendig, in manchen unmöglich. Unverarbeitetes Material muss richtig interpretiert und systemisiert werden, weshalb bereits verschiedene Projekte in Deutschland und Kanada existieren. Mit dem Schwerpunkt auf zugĂ€nglicher PrĂ€sentation der sprachlichen Grundlagen und kulturellen HintergrĂŒnde fĂŒr Interessierte, ist das Ziel von onsPlautdietsch.org ein weiterer solcher Ansatz.

So hoffen wir, einzelnen Interessierten – seien es Kinder von Plautdietschsprechern mit eingerosteten Kenntnissen oder Außenstehenden – weiterhelfen zu können. Vor allem möchten wir jedoch einen nachhaltigen, wenn auch bescheidenen Beitrag zum Erhalt des plautdietschen Dialekts leisten.